Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

Köln Dom Kölner Dom Oktober 2012

Ist Köln wirklich die sexuell liberalste Stadt der Welt?

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Als begeisterte Bloggerin hat mich die globale Wahrnehmung unserer Städte schon immer fasziniert.

Kürzlich wurde Köln in einem Magazin-Ranking zur sexuell liberalsten Stadt der Welt erklärt und übertraf damit sogar New York. Aber ist diese Auszeichnung wirklich verdient, oder handelt es sich nur um eine weitere reißerische Schlagzeile?

Lasst uns einen Schritt zurückgehen. Köln mit seiner reichen Geschichte, die bis ins Römische Reich zurückreicht, war einst ein Bollwerk der traditionellen Werte. Das Motto der Stadt hätte vor nicht allzu langer Zeit “Kinder, Kirche, Küche” lauten können.

Konrad Adenauer, der erste Nachkriegskanzler der Bundesrepublik Deutschland und gebürtiger Kölner, sagte einmal: “Sichern Sie sich frühzeitig einen Platz im Irrenhaus. Die Welt wird verrückt.” Das war während der sexuellen Revolution der 1960er Jahre, als Köln noch eine Hochburg des Sozialkonservatismus war.

Köln als Mittelpunkt der Szene

Heute behauptet ein Bericht der Website Erobella, dass für viele Kölner “Sex die neue Religion” ist. Sie heben die 23 jährlichen LGBT-Veranstaltungen, vier großen Gay Pride Festivals, 17 Schwulenbars und 19 Sexshops für eine Bevölkerung von knapp über einer Million hervor. Das Magazin lobt Köln dafür, dass es die Einzigartigkeit jedes Einzelnen feiert und nicht nur für Gleichheit eintritt.

Aber ist dies eine angemessene Darstellung des Kölner Weges? In den 1950er Jahren, unter Adenauers Führung, wurden gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisiert und Kölns katholischer Erzbischof führte eine nationale Kampagne gegen das, was er als “unmoralische” Praktiken und Literatur ansah.

Der Wandel der Stadt von dieser konservativen Vergangenheit zu ihrem heutigen liberalen Ruf ist in der Tat lobenswert. Aber die Bezeichnung als “sexuell liberalste Stadt” auf der Grundlage einiger weniger Kriterien könnte eine zu starke Vereinfachung sein.

Heute rühmt sich Köln einer lebendigen LGBT-Gemeinschaft und das Pride-Festival ist eines der größten in Europa. Das “Bermuda-Dreieck” der Schwulenbars der Stadt hat internationale Anerkennung gefunden. Prostitution ist legal, und es gibt einen fortschrittlichen Ansatz in Bezug auf Geschlechterrechte und HIV-Prävention. Die Abtreibungsgesetze sind jedoch nach wie vor sehr streng.

Wie setzt sich das Ranking zusammen?

Die Rangliste von Erobella basiert auf einer zusammengesetzten Punktzahl, die die Rechtslage in den einzelnen Ländern und die Anzahl der Schwulenbars, Sexshops und queeren Veranstaltungen pro Kopf in jeder Stadt berücksichtigt.

Während Kölns Ranking beeindruckend ist, liegen Städte wie West Hollywood, Amsterdam, Madrid und Berlin nicht weit dahinter. New York, die Spitzenstadt des letzten Jahres, ist jetzt auf Platz 11 zurückgefallen, London liegt auf Platz 14.

Köln hat zwar erhebliche Fortschritte bei der Förderung der sexuellen Liberalität und der Inklusion gemacht, doch sollte man solche Rankings mit einer gewissen Skepsis betrachten. Jede Stadt hat ihren eigenen Weg und ihre eigenen Herausforderungen.

Als Rheinländerin feiere ich die Errungenschaften Kölns, bin mir aber auch bewusst, dass es immer noch mehr zu tun gibt. Lasst uns das Gespräch fortsetzen und sicherstellen, dass sich jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder Identität, sicher, akzeptiert und gefeiert fühlt.

Bei diesem Text handelt es sich um einen Gastbeitrag.

Autor: Marc

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