Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

Cover Rezension Tausendmal so viel Geld wie jetzt Juan S. Guse

Rezension: Tausendmal so viel Geld wie jetzt von Juan S. Guse

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Juan S. Guses “Tausendmal so viel Geld wie jetzt” ist kein klassischer Roman im Sinne einer durchgehenden Handlung, sondern vielmehr eine tiefgründige Erkundung eines hochaktuellen Phänomens: des plötzlichen Reichtums durch Kryptowährungen.

Das Buch porträtiert vier Männer, die auf unterschiedliche Weise – und oft unerwartet – durch Investitionen in digitale Assets zu Millionären geworden sind. Guse, selbst Soziologe und Autor, geht dabei über bloße Erfolgsgeschichten hinaus und beleuchtet die vielschichtigen Auswirkungen dieses “Klassensprungs” auf die Individuen und die Gesellschaft.

Die Krypto-Perspektive: Jenseits von Kursen und Technik

Das Besondere an Guses Herangehensweise ist, dass er sich nicht auf die technische Funktionsweise von Kryptowährungen oder detaillierte Anlageempfehlungen konzentriert. Stattdessen nutzt er die Krypto-Millionäre als Fallstudien, um fundamentale Fragen über Geld, Arbeit, Wert, Utopie und Identität in unserer modernen Welt zu stellen.

Cover Rezension Tausendmal so viel Geld wie jetzt Juan S. GuseEines der zentralen Themen ist die Unvorhersehbarkeit und oft scheinbare Willkür des Krypto-Reichtums. Guse porträtiert Männer, die nicht aus der traditionellen Finanzbranche kommen, keine Hedgefondsmanager oder Krypto-Influencer sind, sondern “einfach Typen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren”.

Dazu zählt beispielsweise ein Friedhofsgärtner mit Geographie-Abschluss, der plötzlich 20 Millionen Euro in digitalen Assets besitzt. Dies stellt die traditionellen Vorstellungen von Arbeit, Leistung und Wohlstand auf den Kopf und wirft die Frage auf, wie eine Gesellschaft mit einem solchen Paradigmenwechsel umgeht.

Guse untersucht die anfänglichen, oft utopischen Versprechungen der Kryptowährungen – Dezentralisierung, finanzielle Freiheit, Unabhängigkeit vom Staat. Er deckt jedoch auch die Schattenseiten auf, die sich in diesem Milieu manifestieren können.

Die große Leere trotz Reichtum

Die Begegnung mit den Protagonisten lässt ihn tief in eine Welt eintauchen, in der “freiheitliche Utopien auf toxische Männlichkeit treffen und Tech-Libertarismus auf den Moment knallt, an dem man wirklich frei sein könnte – nur um am Ende nicht zu wissen, was man mit dem Geld anstellen soll.” Hier zeigt sich die Leere, die entstehen kann, wenn das größte Ziel – der Reichtum – erreicht ist, aber keine neuen Sinnstiftungen gefunden werden.

Der plötzliche, oft unverhältnismäßig große Reichtum, der nicht durch traditionelle Arbeit oder Leistung erworben wurde, führt bei den Porträtierten zu einer Art Identitätskrise. Guse fragt, was ein solcher “Klassensprung” mit den Menschen macht. Bleiben sie auf dem Boden der Tatsachen? Wie verändert sich ihr Selbstbild und ihre Beziehung zur Gesellschaft?

Der Titel des Buches “Tausendmal so viel Geld wie jetzt” selbst spielt mit den oft überhöhten Erwartungen und dem Hype, der Kryptowährungen umgibt. Guse scheint sich nicht nur mit den Gewinnern zu beschäftigen, sondern auch die Kehrseite des Phänomens zu beleuchten, wie seine eigene Erfahrung mit verlorenen zweitausend Euro in Krypto andeutet.

Ist es ein Roman oder ein Sachbuch?

Nach der Lektüre der knapp 190 Seiten stellt sich mir die Frage: hat Juan S. Guse einen Roman oder ein Sachbuch geschrieben? Gegen das Sachbuch spricht der eher wenig informative Anteil an Zahlen, Daten und Fakten zur Krypto-Welt. Und gegen den Roman spricht eine mal mehr und mal weniger stringente Erzählweise des Autors, die sich Krypto-Sprech und Alltagserlebnissen speist.

Dazu eine kleine Kostprobe:

Damit du eine Vorstellung hast: Aktuell bin ich mit Quant 20 x up. Mit jedem anderen Token oder Coin wären es maximal 2 x, 3 x.

Das heißt, ich habe einfach das beste Investment erwischt. Crypto-Bros denken, der Token sei überbewertet, weil er im bear market nicht so gefallen ist, aber gut, das ist halt diese Quant utility, die einen gewissen floor hält, wo sich die 100er range als fair value gesettelt hat und nicht wieder auf 40 retraced ist.

Das ist, denke ich, wegen der utility.

Und so bleibe ich nach der letzten Seite des Buches ratlos zurück.

Autor: Marc

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