Die bisherigen Romane von Christiane Wünsche habe ich regelrecht verschlungen. Der Autorin vom Niederrhein gelingt es immer wieder aufs Neue, spannende und berührende Themen aufzuspüren und daraus Bücher zu entwickeln.
In ihrem neuesten Werk “Es bleibt doch in der Familie” ist ein tiefgründiger und emotionaler Familienroman, der gekonnt ernste Themen wie Erbschaft, Identität und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen miteinander verwebt. Wünsche gelingt es beeindruckend, die Leserinnen und Leser mit einer bewegenden Geschichte an einen sehnsuchtsvollen Schauplatz zu entführen und dabei zum Nachdenken über eigene familiäre Wurzeln und die Bedeutung von Verantwortung anzuregen.
Die familiären Wurzeln
Im Mittelpunkt stehen die drei Schwestern Marlene, Esther und Nicole, die zur Abwicklung eines überraschenden Erbes zusammenkommen. Ihre Tante Klara hat nicht nur materielle Werte in Form eines alten Hauses auf der Rheininsel Hohenwerth hinterlassen, sondern bringt mit ihrem Testament auch alte Familiengeheimnisse und verdrängte Erinnerungen ans Licht.
Neben den Schwestern treten weitere Anspruchsberechtigte auf, was zu Konflikten, Neid und Missgunst führt – zentrale Motive, die durch ein entdecktes Tagebuch und die Enthüllung einer geheimen, lange vergessenen Liebe von Klara verstärkt werden.
Spannung(en) und Geheimnisse
Das Buch widmet sich neben dem klassischen Sujet der Erbschaft insbesondere der Frage: Was erben wir wirklich – nur Gegenstände oder auch Verantwortung, Erinnerungen und Geschichten? Es geht auch um Identität, sowohl im familiären als auch im persönlichen Sinne, und nimmt moderne Aspekte wie sexuelle und geschlechtliche Identität gekonnt auf.
Durch die Einbettung historischer Hintergründe (zum Teil in den 1950er Jahren) wird die Atmosphäre authentisch und dicht, während die Haupthandlung im Hier und Jetzt einen ziemlich aktuellen Bezug aufzeigt.
“Es bleibt doch in der Familie” ist ein lebendiger und facettenreicher Familienroman, der mit authentischen Charakteren, realistischen Konflikten und einer Prise nostalgischer Melancholie besticht. Wünsche schafft es, die Leser direkt ins Herz der Familiengeschichte zu führen und gleichzeitig Antworten auf gesellschaftlich aktuelle Fragen vorzuschlagen.
Weitere Bücher von Christiane Wünsche
Folgende Bücher von Christiane Wünsche habe ich hier besprochen:
Rezension: Aber Töchter sind wir für immer von Christiane Wünsche
Rezension: Heldinnen werden wir dennoch sein von Christiane Wünsche
