Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

Warum wir bei der Wurst auf die Herkunft schauen, bei der App aber blind sind

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Wenn man an einem typischen Samstagmorgen im Winter 2025 über den Wochenmarkt auf dem Siegfriedplatz in Bielefeld schlendert, beobachtet man ein absolut faszinierendes Ritual.

Da wird die Gurke kritisch von allen Seiten beäugt, beim Metzger wird streng nachgefragt, ob das Rind auch wirklich auf der Weide im Umland stand, und wehe, die Erdbeeren kommen jetzt im Herbst aus Übersee.

Wir sind stolz auf unsere kritische Verbraucherhaltung. Wir wollen Qualität, wir wollen Regionalität und wir wollen verdammt noch mal wissen, was drinsteckt. Das ist diese wunderbare ostwestfälische Bodenständigkeit, die uns auszeichnet und die wir wie eine Monstranz vor uns hertragen. Doch kaum kommen wir nach Hause und lassen die Einkaufstasche fallen, werfen wir diese hehren Prinzipien über Bord, sobald wir das Smartphone entsperren.

Die Suche nach den verborgenen Schätzen im Netz

Jetzt im Winter 2025 stellt sich die Frage drängender denn je, warum uns das Label Made in Europe bei digitalen Produkten eigentlich so egal ist, während wir beim Frühstücksei zum Detektiv werden. Dabei ist die digitale Herkunft längst kein rein technisches Detail mehr für den Informatik-Leistungskurs, sondern eine fundamentale Frage unserer Souveränität und Sicherheit.

Es ist an der Zeit, dass wir den digitalen Raum mit derselben gesunden Skepsis und demselben hohen Anspruch betrachten wie die Theke beim Fleischer unseres Vertrauens. Vielleicht liegt es schlicht daran, dass das Internet so verdammt unübersichtlich riesig ist. Im Supermarkt ist das Regal irgendwann zu Ende, im Netz gibt es keinen Horizont.

Wir neigen aus Bequemlichkeit dazu, einfach das zu nehmen, was alle nutzen und was uns die Algorithmen vorkauen. Die großen Namen, die auf jedem Smartphone vorinstalliert sind, wirken sicher, weil sie allgegenwärtig sind. Dabei lohnt sich der Blick abseits der ausgetrampelten Pfade oft ungemein.

Dieser Trend zur Spezialisierung zeigt sich in verschiedensten Bereichen der digitalen Unterhaltungswirtschaft sehr deutlich. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die Nische der Glücksspielbranche, wo der versierte Spieler gezielt weniger bekannte Online Casinos ansteuert, da diese oft innovativere Konzepte bieten und auf einschlägigen Portalen auf Herz und Nieren geprüft werden.

Es ist dieser westfälische Entdeckergeist, der uns oft zu den besseren, sichereren und manchmal einfach charmanteren Lösungen führt, die nicht aus dem Silicon Valley stammen, sondern vielleicht aus Stockholm, Hamburg oder sogar direkt aus Bielefeld.

Datenschutz als europäisches Qualitätsmerkmal

Lange Zeit galt Europa in der schnellen Tech-Welt als das alte, staubige Museum, in dem Bedenkenträger den Fortschritt mit Formularen bewerfen. Doch das Blatt hat sich gewendet. Unsere vermeintliche Schwäche, die strenge Regulierung, entpuppt sich im Jahr 2025 als unser größtes Verkaufsargument. Datenschutz ist das neue Bio. Wenn eine Software das Prädikat Made in Europe trägt, schwingt heute ein Versprechen mit: Deine Daten gehören dir und niemandem sonst.

Das ist keine Kleinigkeit, die man ignorieren sollte. In einer Welt, in der Daten das neue Öl sind, ist die Datenschutz-Grundverordnung, kurz DSGVO, unser Schutzschild gegen die Datenkraken. Apps aus Europa dürfen unsere Bewegungsprofile nicht einfach an den Meistbietenden verkaufen, nur um den Aktienkurs zu pushen. Sie müssen transparent sein. Das klingt trocken, ist aber essenziell für unsere Freiheit. Stellen Sie sich vor, Ihr intelligenter Kühlschrank würde Ihrer Krankenkasse melden, wie viel Bier und Pizza Sie am Wochenende konsumiert haben, weil der Server in einem Land steht, in dem Datenhandel legal ist. Gruselig, oder? Europäische Software verhindert genau solche Dystopien.

Ein technologisch faszinierendes Beispiel für diesen europäischen Ansatz der Datensparsamkeit ist das Konzept der sogenannten Zero-Knowledge-Proofs. Das klingt nach Spionage-Thriller, ist aber eigentlich genialer digitaler Datenschutz, der hierzulande stark gefördert wird. Man kann sich das Prinzip wie einen digitalen Türsteher vorstellen. Sie beweisen dem System, dass Sie den Schlüssel haben oder über 18 sind, ohne den Schlüssel zu zeigen oder Ihren Ausweis mit Name und Adresse auf den Tisch zu legen.

Die Arminia unter den Tech-Giganten

Wir Ostwestfalen haben ja ein Herz für Underdogs, das liegt uns im Blut. Wir wissen genau, wie es ist, wenn man gegen die großen Bayern oder Dortmund antreten muss. Man braucht Sturheit, eine gute Abwehr und muss die Chancen eiskalt nutzen, die sich bieten.

Genau so agiert die europäische Tech-Branche. Wir haben vielleicht keine Suchmaschine, die Google ernsthaft gefährdet, und kein soziales Netzwerk, das Facebook morgen ersetzt. Aber wir haben Hidden Champions, die in ihrer Nische absolute Weltklasse sind.

Nehmen wir DeepL aus Köln. Deren Übersetzungssoftware lässt den großen Bruder aus Amerika regelmäßig alt aussehen, weil sie sprachliche Nuancen versteht, an denen die US-Algorithmen scheitern. Oder Spotify aus Schweden, das die Musikindustrie revolutioniert hat, bevor Apple überhaupt wusste, wie man Streaming schreibt.

SAP aus Walldorf steuert die halbe Weltwirtschaft. Diese Beispiele zeigen, dass wir uns nicht verstecken müssen. Made in Europe steht für Ingenieurskunst im Digitalen, für Spaltmaß-Fetischismus im Code. Es steht für Software, die funktioniert, die stabil ist und die uns nicht ausspioniert.

Warum wir digitale Patrioten werden sollten

Es geht hierbei nicht um blinden Nationalismus oder darum, das Internet an den Landesgrenzen abzuschneiden und eine digitale Mauer zu bauen. Das wäre Unsinn. Es geht um Bewusstsein. Wenn wir das nächste Mal eine App installieren oder einen Cloud-Dienst buchen, sollten wir kurz innehalten, so wie wir es am Gemüsestand tun. Wir sollten ins Impressum schauen. Wo sitzt die Firma? Welches Recht gilt für meine Daten? Wo stehen die Server und wer hat Zugriff darauf?

Also, beim nächsten Download einfach mal kurz den digitalen Pickert umdrehen und schauen, ob er auch von hier kommt. Es könnte sich lohnen, nicht nur für das gute Gewissen, sondern auch für die Qualität. Und wer weiß, vielleicht programmieren die nächsten großen Weltmarktführer ja gerade irgendwo in einem Büro in Bielefeld, Paderborn oder Herford.

Autor: Marc

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