Am 15. April jährt sich der Untergang der Titanic zum einhundertsten Mal. Mit der Veröffentlichung des James Cameron-Blockbusters “Titanic 3D”, einer Neuauflage des 1998er-Hits “Titanic” mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet wird dieses Ereignis im cineastischen Stil gewürdigt.
Während dieser Film die Emotionen der Zuschauer berührt und die Tragik im eiskalten Atlantik beschreibt, gibt es aber auch für historisch Interessierte eine lesenswerte Neuerscheinung.
Das im Delius Klasing Verlag erschienene Werk trägt den kompletten Titel “Titanic – Konstruktion und Technik einer Legende” und macht damit schon zu Beginn deutlich, dass es mehr um die technische Seite des Kreuzfahrtschiffes statt um die damalige Tragödie auf hoher See geht.
Die Autoren David F. Hutchings und Richard der Kerbrech beschäftigen sich vielmehr intensiv und ausführlich um Ingenieur-Details wie die Anatomie des Riesenschiffes, ihren Antrieb und die Rettungsboote, die seinerzeit in viel zu geringer Anzahl vorhanden waren, da das Schiff als unsinkbar gegolten hat.
Das Duo präsentiert auf mehr als 160 Seiten neben der – viel zu kurzen – Geschichte der Titanic auch interessante Einblicke in das Wirken des Kapitäns der Titanic. Der Leser lernt viel über die Bedienung der riesigen Ruderanlage, die Navigation an Bord und die Funkausrüstung. Natürlich darf auch ein Blick in den Maschinenbereich nicht fehlen. In diesem Kapitel wird die Bedienung der Motoren genauso erläutert wie die Wirkungsweise der hydraulischen Anlagen und Kühlanlagen.
Das Nachwort widmet sich der wiederentdeckten Titanic. Es dauerte mehr als 73 Jahre, ehe eine von Dr. Robert Ballard angeführte Expedition im September 1985 auf das Wrack des Luxusliners im Nordatlantik aufspüren konnte, mehr als dreieinhalb Kilometer unterhalb des Meeresspiegels. Dieses Kapitel führt aus, wie sich das Interesse an dem gesunkenen Schiff gegen Ende des 20. Jahrhunderts immer mehr gesteigert hat und in die Entdeckung des Dampfers mündete. Zahlreiche Fotos aus den Tiefen des Meeres belegen den teilweise erstaunlich guten Zustand von Teilen des Schiffes auf dem Grund des Atlantiks.
Das Werk endet mit einem umfangreichen Anhang, der neben einem Glossar und nützlichen Kontaktadressen auch eine Bibliografie und ein Register enthält.
Mein Fazit
“Titanic – Konstruktion und Technik einer Legende” richtet sich in erster Linie an technisch interessierte Leser die mehr über die Wirkungsweise der technischen Anlagen und die Anatomie des Riesen-Dampfers erfahren möchten.
Im Mittelpunkt des Bildbandes steht weniger die tragische Kollision der Titanic mit einem Eisberg in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912, sondern vielmehr die kühle, nüchterne Betrachtung der Technik.
Dennoch kommt auch die Betrachtung der menschlichen Dramen an Bord nicht zu kurz. Insbesondere nach der Lektüre des Kapitels über die umfangreichen Verantwortungsbereiche des Kapitäns lassen erahnen, mit welcher Verzweiflung der erste Mann an Bord die Machtlosigkeit beim Untergang der als damals unsinkbaren MS Titanic erlebt haben muss.