Ich liebe es, in der Vorweihnachtszeit Romane zu lesen, die von der Adventszeit, dem Weihnachtsfest und jede Menge Gefühlen handeln.
„Winterglück im kleinen Gourmetladen“ von Mara Dix ist das literarische Seelenfutter, das mich begeistert und glücklich stimmt.
Dix entführt ihr Publikum in das winterliche Hamburg, genauer gesagt in das warme Licht eines kleinen Delikatessenladens, der von der Protagonistin Irma mit großer Leidenschaft und Hingabe geführt wird. Bereits die Exposition ist geprägt von leisen Zwischentönen: Der Duft von Vanillekipferln und Winterpunsch vermengt sich mit den Geräuschen des Marktes, der als Gegenpol zur besinnlichen Intimität des Ladens fungiert.
Das Idyll trügt
Doch das vermeintliche Idyll trügt, denn nicht nur kulinarische Wünsche werden hier erfüllt. Es ist das Fehlen tieferer Bindung, das Irma umtreibt, ein Gefühl der Unvollständigkeit angesichts der weihnachtlichen Zweisamkeit, die draußen zelebriert wird.
Die Autorin orchestriert die Handlung behutsam um eine gefundenes Tagebuch und ein mythisches „Liebesrezept“ – beides Relikte vergangener Generationen, die Irma in ihrer Familiengeschichte verankern und zugleich zu einer Suche nach Glück inspirieren.
Der literarische Kniff, Auszüge aus Großtante Ellis Aufzeichnungen von 1954 einzubetten, verleiht dem Roman nostalgische Tiefe und verwebt individuelle Erinnerung mit kollektiver Erfahrung.
Lektüre mit Leichtigkeit
Dix schreibt in geübter Leichtigkeit, doch nie belanglos. Ihre Figuren – allen voran der literarisch versierte Fred und der Marktschreier Paul – sind mehr als bloße Statisten im Liebesspiel: Sie spiegeln die Gegensätze von Rationalität und überschäumender Lebenslust, von Wunsch und Wirklichkeit.
Überhaupt gelingt es der Autorin, aus dem Genre des „Weihnachtsromans“ auszubrechen und trotz aller Vorhersehbarkeit das Erzählerische stets im Gleichgewicht mit unterschwelligen Reflexionen über Einsamkeit, Hoffnung und die heilende Kraft des Neubeginns zu halten.
Kurzum: „Winterglück im kleinen Gourmetladen“ ist weniger literarische Innovation als wohltemperierte Seelenwärme im frostigen Alltag – und damit vielleicht genau das, was Leserinnen und Leser wie mich in dunklen Monaten suchen.
