Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

150 Jahre: an Silvester habe ich eines der letzten Telegramme erhalten

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Es ist Samstag Morgen, halb zehn. Genauer gesagt ist es Silvester 2022.

Ich sitze mit der Familie beim Frühstück und wir planen das Raclette-Essen für den Abend. Plötzlich klingelt es an der Tür.

Die Postbotin steht vor der Tür und hat neben einem Paket und einem Brief auch einen DIN A4-großen Umschlag abzugeben. Doch wie ein normaler Brief sieht das für mich nicht aus – und die Postbotin klärt mich direkt auf: es handelt sich um ein Telegramm!

Was ist ein Telegramm?

Telegramm? In Zeiten von Smartphone und Internet werden alle nach 2000 Geborene nichts mit dem Begriff Telegramm anfangen können.

Wikipedia definiert das Telegramm wie folgt:

Ein Telegramm (von griechisch tele: fern, weit und gramma: Buchstabe, Schrift; wörtlich Fernschrift bzw. auch Fernschreiben) ist eine mit Hilfe akustischer, optischer oder elektrischer Geräte telegrafisch übermittelte Nachricht.

Telegramme wurden früher meist per Fernschreiber übermittelt. Da sich das Entgelt (früher: Gebühr) für ein Telegramm nach der Anzahl der Wörter richtet, hat sich ein sogenannter Telegrammstil eingebürgert, z. B. sagt man statt „Ich komme am Freitag um 17:00 Uhr an.“ kürzer „Ankomme Freitag 17 Uhr.“

Video: Das Telegramm

150 Jahre Telegramm – aber keine Party

Schon seit längerer Zeit ist diese Form der knappen Nachrichtenübermittlung nicht mehr en vogue – oder anders gesagt: die modernen Telekommunikationsmittel haben das Telegramm überflüssig gemacht.Wer braucht ein Telegramm, wenn er mit Instant Messenger wie WhatsApp, Signal oder Telegram (sic!) in Echtzeit nicht nur Texte, sondern auch Fotos, Musik und Videos übermitteln kann?

Deshalb verwundert es auch nicht, dasss die Übermittlung von Telegrammen von der Deutschen Post innerhalb Deutschlands nur noch bis zum 31. Dezember 2022 angeboten und dann wegen mangelnder Nutzung eingestellt worden ist.

Ich habe eines der letzten Telegramme erhalten!

Soweit die Fakten. Jetzt aber zurück zum Silvestermorgen 2022.

Weil meine Eltern mein Faible für ganz besondere Sammlerstücke kennen, haben sie am vorletzten Tag des Jahres ein Schmucktelegramm für mich aufgegeben. Das ging ganz einfach per Internet und war ruckzuck erledigt, wie ich von meiner Mum erfahren habe.

Die Postbotin war komplett aus dem Häuschen, als sie mir dieses – inzwischen seltenes Dokument – übergeben hat:

Kann ich 2023 noch Telegramme versenden?

Wer jetzt auf die Idee kommt, Telegramme zu versenden, kommt zu spät. Der Service ist zum 31.12.2022 eingestellt worden.

Wer auf der Webseite der Deutschen Post zum Thema Telegramm recherchiert, kann einiges darüber lesen, doch eine Buchung dieser Dienstleistung ist nicht mehr möglich. Stattdessen gibt es folgenden Hinweis:

Bitte beachten Sie: Das Produkt Telegramm wurde leider zum 31.12.2022 eingestellt, da die Nachfrage nach diesem Produkt auf Privatkundenseite in den letzten Jahren immer mehr gesunken ist.

Einen ähnlich hohen Aufmerksamkeitseffekt wie Telegramme erzielen individuell gestaltete Briefe, wie z.B. BRIEFMARKE INDIVIDUELL.

Mit dem letzten Tag des Jahres 2022 ist eine eineinhalb Jahrhunderte bewährte und zuverlässige Kommunikationsform verloren gegangen. Oder anders gesagt: das Telegramm ist aus der Zeit gefallen.

Umso schöner ist es, dass mir meine Eltern mit einem der letzten in Deutschland versendeten Telegramm eine riesengroße Freude gemacht haben.

Passend zum Thema habe ich dieses Video entdeckt, das bei mir, einem Kinder der 1974er Jahre, nostalgische Gefühle ausgelöst hat:

Autor: Marc

Hallo, ich bin Marc. Schön, dass Du bei mir im Blog vorbeischaust. Hier mein Leben in weniger als 140 Zeichen: Passionierter Läufer, Bücherfreund, iPhone 12, ipad mini 2, Social Media, nur der BVB, Reiseblogger, Vater, (Ehe-) Mann, Chef. Ich bin übrigens auch bei Facebook, und Twitter zu finden.

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