Wie Phönix aus der Asche: Borussia Dortmund.
Auch wenn dieser Vergleich ein wenig pathetisch und übertrieben klingt, beschreibt er aus meiner Sicht doch treffend die sportliche Wende beim BVB.
Anfang Februar 2015 fand sich die Mannschaft auf dem 18. Tabellenplatz wieder und nicht wenige Fans zitterten ernsthaft um den Verbleib in der Bundesliga. Doch mit einer furiosen Aufholjagd gelang nicht nur der Sprung aus der Abstiegszone, sondern außerdem der Kreis in den europäischen Wettbewerb.
Das Sahnehäubchen auf die Saison sollte der DFB-Pokal sein. Beim #ballspielfinale am 30. Mai 2015 in Berlin sollte der Cup endlich wieder nach Dortmund kommen, nachdem es ein Jahr zuvor unter dubiosen Umständen nicht geklappt hat.
Es sollte auch das verdiente Abschiedsgeschenk für Trainer Jürgen Klopp sein, der überraschend im April seinen Rücktritt zum Saisonende bekanntgegeben hat. Doch es kam anders. Der Cup ging – verdientermaßen – an den VfL Wolfsburg. Weil der BVB nur zu Beginn zwanzig Minuten starken Fußball zeigte und dann innerhalb von sechszehn Minuten drei Gegentreffer kassierte.
Aber der Reihe nach.
Die Siegesserie reißt: Remis in Hoffenheim
Die Ausgangslage am 31. Spieltag war klar. Hoffenheim war als Siebter mit vierzig Punkten einen Zähler vor dem BVB und ein Auswärtssieg wäre gleichbedeutend mit dem Sprung auf eben jenen Platz – mindestens!
Mitch Langerak, Pokalheld beim Halbfinale in München, stand erneut im Tor und auch Henrikh Mkhitaryan spielte anstelle von Marco Reus. Außerdem kam Sebastian Kehl für Sven Bender und Neven Subotic für Papa Sokratis zum Einsatz.
Die TSG kam besser ins Spiel und zwang Langerak schon früh zu einer ersten Glanzparade. Ohnehin war Mitch die meiste Zeit im Mittelpunkt, denn die Hoffenheimer spielten offensiv stark, während die Borussen nach vorn eher uninspiriert und wenig präzise zu Werke gingen.
Ein verlorener Zweikampf von Marcel Schmelzer war die Ausgangslage zum 0:1 aus Dortmunder Sicht in der 33. Minute. Doch nach einer Ecke von Miki konnte Mats Hummels nur 122 Sekunden später zum Ausgleich einnetzen (35.). Es war übrigens das erste Tor der Borussia nach einer Standardsituation in dieser Saison.
Eine Schrecksekunde gab es kurze Zeit später, als Schwegler Dortmunds Kuba rüde gefoult hat. Der Pole musste verletzt vom Platz und wurde von Kevin Kampl ersetzt. Es war mir unerklärlich, wieso der Hoffenheimer nicht mit gelb-roter Karte vom Platz gehen musste. Mit dem 1:1 ging es auch in die Kabinen.
Nur eineinhalb Minuten nach dem Wiederanpfiff hätte Shinji Kagawa nach feinem Pass von Miki in die Mitte den Führungstreffer markieren müssen. Doch der Japaner verfehlte das Tor um Haaresbreite. Ansonsten war das Spiel von harten Zweikämpfen geprägt. Insbesondere die Gastgeber langten ordentlich zu, wurden aber nicht wirklich dafür bestraft.
Großen Fußball der Borussen gab es in der 57. Minute zu sehen. Aubameyang hatte sich prima durchgesetzt und steuerte allein aufs Tor zu. Doch der Gabuner legte auf Miki ab, der die Chance nicht nutzen konnte. Im Gegenzug nutzte Modeste den Konter der TSG nicht und scheiterte knapp. Glück gehabt, Borussia!
Auch danach waren die Dortmunder mehrere Male mit dem Glück im Bunde und konnten froh sein, nicht in Rückstand geraten zu sein. Das Spiel wogte nun hin und her und beide Teams kamen zu guten Schussmöglichkeiten. Vorerst blieb es allerdings beim 1:1-Unentschieden.
Ciro Immobile wurde in der 74. Minute für Kagawa eingewechselt und sollte für das entscheidende Tor sorgen. Doch Hoffenheim blieb spielbestimmend, während die Gäste bei Kontern gefährlich wurden. Allerdings fehlte die letzte Konsequenz im Abschluss. So wie in der 88. Minute, als Auba einen Konterangriff mustergültig auf Immobile abgelegt hat, doch der Italiener spielte nur Oliver Baumann im Tor an.
Am Ende blieb es beim leistungsgerecheten Remis. Äußerst ärgerlich, dass Borussia Dortmund heute nicht die Chance genutzt hat, mit einem Sieg auf Platz 7 durchzustarten. Lachender Dritter war Werder Bremen. Die Hanseaten schoben sich mit einem Sieg gegen Frankfurt auf den sechsten Platz.
Ungefährdeter Heimsieg gegen Hertha BSC Berlin
Ohne große Mühe gelang ein 2:0-Heimsieg gegen Hertha BSC Berlin. Neven Subotic mit dem Kopf (9. Minute) und Erik Durm mit seinem ersten Bundesliga-Tor vier Minuten nach dem Wiederanpfiff waren die beiden Torschützen bei dem ungefährdeten Sieg.
Bei Vorlagen kamen übrigens von einem Spieler, der gefühlt durchgängig in der Kritik steht, aber wertvoll werden kann. Erneut zwei Assists : Henrich Mchitarjan hält den BVB auf Kurs. BVB auf dem Weg nach Europa, fasst es Nick treffend zusammen.
Und nicht nur der Dortmunder Heimsieg war an diesem 32. Spieltag schön: auch das 2:0 der Kölner gegen die Schalker ließ den Abstand von Schwarz-Gelb (Platz 7) auf Blau-Weiß (Platz 6) auf zwei Punkte schmelzen – außerdem spricht die Tordifferenz der Borussen mit plus 5 für die Dortmunder im Vergleich zum Rivalen, der auf plus 3 Tore kommt.
Pokal-Generalprobe misslingt in Wolfsburg
Die Erfolgsserie der Borussia mit vier Siegen und einem Unentschieden ist ausgerechnet bei der Pokal-Generalprobe gegen den VfL Wolfsburg gerissen. Mit 1:2 (1:1) ging der BVB in der Autostadt baden. Dabei war die Niederlage alles andere als nötig und zumindest eine Punkteteilung möglich.
Schon nach 41 Sekunden stand es 0:1, nachdem Ilkay Gündogan im Mittelfeld einen Fehlpass fabriziert hatte und Dortmund zum vierten Mal in dieser Spielzeit in der Anfangsminute ein Gegentor kassiert hat. Zwar konnte Pierre-Emerick Aubameyang mit einem an Kevin Kampl verschuldeten Foulelfmeter zwischenzeitlich ausgleichen, doch die Grün-Weißen trafen kurz nach dem Seitenwechsel zum 2:1-Endstand.
Allerdings hat das Spiel eins gezeigt: Borussia Dortmund ist gegen den designierten Vizemeister aus Wolfsburg beim Pokalfinale nicht chancenlos, es galt vielmehr: Auf Augenhöhe mit den Wölfen. Mit einem gesunden Marco Reus und einem einsatzbereiten Mats Hummels (beide fehlten bei der Auswärtspartie) ist in zwei Wochen in Berlin alles möglich.
Große Abschiedsszenen beim Sieg gegen Bremen
Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag war aus schwarz-gelber Sicht eindeutig: mit einem Heimsieg gegen den Tabellenachten aus Bremen war der siebte Rang für den BVB sicher. Wenn dann auch noch Mönchengladbach zu Hause gegen Augsburg gewinnen sollte, war sogar der sechste Rang möglich.
Doch zumindest die Gladbacher versauten den Dortmundern die Tour und kassierten eine 1:2-Niederlage. Aber die einzig wahre Borussia Dortmund erfüllte ihren Teil des Auftrags und servierte die Bremer mit einem hochverdienten 3:2-Heimsieg ab. Siehe auch: Dortmund verneigt sich: Der BVB und Klopp feiern einen emotionalen Abschied.
Das letzte Heimspiel in der Ära Jürgen Klopp war insbesondere in der ersten Halbzeit eine wahre Augenweide und erinnerte an die glanzvollen Zeiten zwischen 2011 und 2013. Shinji Kagawa, Pierre-Emerick Aubameyang (Saisontor 16 und an gut der Hälfte aller Dortmunder Tore beteiligt) und ein immer besser spielender Henrikh Mkhitaryan krönten mit ihren Treffern die Gala-Vorstellung.
Anfang Februar stand der BVB auf dem letzten Tabellenplatz, um sich nicht einmal vier Monate später nach einer sagenhaft guten Aufholjagd mit 13 Siegen, sieben Unentschieden und 14 Niederlagen und 47:42 Tore mit dem siebten Rang in der Abschlussliste zu belohnen.
Diese Platzierung ist gleichbedeutend mit dem Ticket für die Europa League, so dass der europäische Wettbewerb auch in der Spielzeit 2015/2016 in Dortmund vorbeischaut.
Verabschiedung von Jürgen Klopp und Sebastian Kehl
Nach dem Schlusspfiff begann die große Verabschiedung von Trainer Klopp und Ex-Kapitän Sebastian Kehl, der für dieses Spiel nochmals die Binde des Spielführers tragen durfte. Viel Wehmut, aber auch viel Stolz und Dankbarkeit für sieben Jahre Vollgasfußball á la Jürgen Klopp prägten eine halbe Stunde im schwarz-gelben Fahnenmeer.
Mehr über diesen Tag hatte ich bereits hier geschrieben: Abschied von Jürgen Klopp, Teil 1 und Abschied von Jürgen Klopp, Teil 2 sowie Jürgen Klopps bewegender Abschied von Borussia Dortmund.
DFB-Pokal-Finale in Berlin
Der Saison-Höhepunkt folgte eine Woche nach dem Liga-Finale. In Berlin ging es gegen den Tabellenzweiten VfL Wolfsburg um den Pott. Den Pokal, den Borussia Dortmund zuletzt 2012 in die Höhe stemmen konnte und der so gern wieder in den Ruhrpott zurückkehren wollte, um den Abschied von Trainer Jürgen Klopp zu versüßen.
Allerdings lief es nur anfangs gut für Borussia. Nach feiner Vorlage von Shinji Kagawa konnte Pierre-Emerick Aubameyang nach nicht einmal fünf Zeigerumdrehungen einnetzen. Doch nachdem Marco Reus in der 18. Minute freistehend das 2:0 verpasst hatte, spielten die Wölfe ihre Cleverness aus.
Und so kam es, wie es kommen musste: Jürgen Klopp geht ohne Pott. Und Patrick fasst zusammen: Klopps BVB: Leises Ende einer “echten Liebe”. Denn der Halbzeitstand von 3:1 war gleichzeitig auch das Endergebnis. Mehr dazu gibt es hier nachzulesen: DFB-Pokalfinale 2015: Borussia Dortmund – VfL Wolfsburg 1:3 (1:3).
Den für mich besten Artikel gibt es bei Frank zu lesen: Das Scheitern ist Baustein der BVB-DNA. Und auch Kirsten war zu Gast in der Bundeshauptstadt: Berlin, Berlin, wir waren in … ach.
Quo vadis, Borussia?
Mit dem Trainerwechsel von Jürgen Klopp zu Thomas Tuchel beginnt in Dortmund eine neue Zeitrechnung. Sieben Jahre Vollgasfußbal werden abgelöst von…
Ja von was eigentlich? Wir wissen es bis dato nicht. Und ich warne auch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Klopp ist nicht Tuchel und Tuchel ist nicht Klopp. Mögen auch die Ansichten im Hinblick auf die Spielphilosophie ähnlich sein, so wird es auch eklatante Unterschiede geben.
Und das ist gut so. Sieben Jahre Klopp waren nicht immer Sonnenschein. Und insbesondere in der abgelaufenen Spielzeit wurden Stimmen laut, die mehrfach Abnutzungserscheinungen im Verein beklagt hatten. Insofern kann der Wechsel auch Chancen bringen. Und ich glaube, dass die Chancen größer als die Risiken sind.
Wir werden sehen.
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