Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin – DFB-Pokal Halbfinale: SpVgg. Greuther Fürth – Borussia Dortmund 0:1 (0:0)

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Das erste Halbfinale im DFB-Pokal sorgte für das Aufeinandertreffen der beiden Tabellenführer aus der ersten und zweiten Liga.

Und nicht nur in dieser Hinsicht war die Begegnung etwas ganz Besonderes. Beide Mannschaften waren bislang ohne Gegentreffer in die Runde der letzten Vier gelangt und nur noch einen Sieg vom Finale im Mai in Berlin entfernt. Die Medien hatten schon im Vorfeld Borussia Dortmund als Favorit erkoren, der beste Chancen hatte, in diesem Jahr das Double (Meisterschaft und Pokalsieg) einzufahren.

Es war heute die zehnte Halbfinal-Teilnahme im DFB-Pokal für den BVB, der auswärts allerdings noch nie gewinnen konnte, wenn das Endspiel in greifbarer Nähe gewesen ist. Sollte die Serie heute reißen? In der seit Wochen ausverkauften “Trolli-Arena” (das Stadion ist wirklich nach einer Gummibärchen-ähnlichen Süßigkeit benannt) konnte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp auf seine derzeitige Best-Formation setzen. Im Vergleich zum 1:0-Sieg in Bremen spielte heute Abend der genesene Sven Bender von Beginn an für Ilkay Gündogan, der auf der Bank Platz nehmen musste.

Eine kleine statistische Notiz am Rande: Dortmund spielte das zehnte Mal in Folge gegen einen unterklassigen Klub im DFB-Pokal. Und es war das erste Halbfinale im DFB-Pokal für Jürgen Klopp, der vor der Begegnung nichts mit der Favoritenrolle anfangen wollte. Beide Teams spielen taktisch und fußballeriasch einen ähnlich Stil, so dass eine spannende Partie garantiert war.

Den ersten Aufreger gab es schon nach sechs Minuten, als Jakub Blasczsczykowski im eigenen Strafraum angeschossen wurde und die Fürther auf Elfmeter reklamierten – aber keinen erhielten. Ansonsten verlief die erste Viertelstunde ereignisarm, da echte Torchancen bislang gefehlt haben. Die Dortmunder konnten sich in der Folge ein offensives Übergewicht erspielen und wurden mit der ersten Torchance der Partie von Robert Lewandowski belohnt (18.).

Anders als beim Pokalspiel in Düsseldorf im Dezember, als die Fortuna zu Beginn in Ehrfurcht vor dem Deutschen Meister 2011 regelrecht erstarrt war, ließ die SpVgg. keinen Respekt erkennen und spielte engagiert und mutig nach vorn. Shinji Kagawa hatte in der 31. Minute nach Vorlage von Kevin Großkreutz mit dem Kopf die Riesenchance zum 1:0, doch der kleine Japaner geriet in Rückenlage und verfehlte knapp.

Borussia Dortmund hatte inzwischen die Begegnung an sich gerissen und ließ Ansätze von Dominanz erkennen. Das gipfelte in der 35. Minute in einer beinahe grotesken Situation im Fürther Strafraum, als drei Dortmunder freistehend nicht in der Lage waren, den Ball im Tor unterzubringen. Ähnlich lief es für Kuba nach 43 Minuten, als er zu fahrlässig mit der guten Gelegenheit umgegangen ist. Auch wenn der BVB die letzte Viertelstunde mehr vom Spiel hatte, war das torlose Unentschieden zur Pause leistungsgerecht.

Die bis dato beste Torgelegenheit hatte Kevin Großkreutz in der 56. Minute, doch sein Kopfstoß nach Flanke von Lewandowski wurde vom Fürther Torhüter von der Linie gekratzt. Nur zwei Minuten später hätte Kagawa auf Pass von Großkreutz das erste Tor markieren müssen (58.). Auch die Spvgg. spielte weiter munter nach vorn und hatte in der 59. und 63. Minute zwei gute Einschussmöglichkeiten.

Jürgen Klopp wechselte in der 69. Minute das erste Mal und brachte Lucas Barrios für Shinji Kagawa, auf dessen zentrale Position Lewandowski wechselte. Kevin Großkreutz hatte nach 73 Minuten das zweite Mal die große Chance, seine Farben in Führung zu schießen, doch der Ball verfehlte sein Ziel um Zentimeter. Eine Viertelstunde vor dem regulären Ende der Begegnung sahen die Zuschauer in der ausverkauften Arena ein ausgeglichenes Spiel, das bislang keinen Sieger verdient hatte.

Ab der 75. Minute wurde die Partie ein echter Pokalfight mit Chancen auf beiden Seiten. Die Dortmunder ließen sich von frechen Fürther mehrmals den Schneid abkaufen und versetzten meine Nerven unter Hochspannung. Ilkay Gündogan kam in der 82. Minute für den anscheinend immer noch leicht angeschlagenen Sven Bender zum Einsatz.

Die Hausherren hatten jetzt das Heft in der Hand und drängten Dortmund immer mehr in die Defensive. Gelangen dem BVB Kontermöglichkeiten, verpufften diese wirkungslos vor dem Strafraum der Grün-Weißen. Auch nach neunzig Minuten stand auf beiden Seiten die Null, ein torloses Unentschieden bedeutete zweimal fünfzehn Minuten Verlängerung im Halbfinale des DFB-Pokals.

Die erste Hälfte der Verlängerung begann mit einer guten Chance für Lucas Barrios (92.). Eine weitere Gelegenheit des Paraguayers in der 97. Minute verhinderte der Abseitspfiff des Unparteiischen; kurz zuvor hatte Fürth die Gelegenheit zur Führung nach einem Freistoß, doch das Leder strich knapp an Roman Weidenfellers Kasten vorbei.

Das Dortmunder Spiel in der Verlängerung ließ meine Hoffnung auf ein erfolgreiches Dortmunder Abschneiden nicht wirklich wachsen. Zu viele unnötige Ballverluste, Mängel beim Spielaufbau sowie Fehlpässe beim Deutschen Meister ließen mich skeptisch Richtung Spielende blicken. Ganz anders sah das Jens Lehmann. “Mein Gefühl sagt mir, dass die Dortmunder noch einen machen”, meinte der Ex-Dortmunder und Sky-Experte in der 104. Minute und sagte Borussia als Sieger voraus.

Bevor das Elfmeterschießen den Pokalabend beenden sollte, gab es noch fünfzehn Minuten in der zweiten Halbzeit der Verlängerung zu absolvieren. Lewandowski wurde in der 106. Minute gegen Ivan Perisic ausgewechselt – dem Mann der entscheidenden Tore bei Borussia. Ein gutes Omen? Dagegen sprach, dass die SpVgg. Fürth inzwischen chancen-mäßig mit der Borussia zumindest gefühlt gleichgezogen hatte.

Nach 120 torlosen Minute endete ein Pokalkrimi, der weniger von der spielerischen Klasse als dem Einsatzwillen beider Mannschaften gelebt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die PWie schon im Achtelfinale am 20. Dezember 2011 in Düsseldorf wurde der Sieger im Elfmeterschießen ermittelt. Ich hatte kein gutes Gefühl, denn Dortmund hat sich häufiger vom Elfmeterpunkt blamiert als geglänzt.

Doch dann kam die 120. Minute und es wurde Pokalgeschichte geschrieben. Eine Geschichte, die nur der Pokal schreibt. Kurz vor dem Abpfiff zog Ilkay Gündogan aus der Distanz ab, der Ball prallte an den Pfosten und von dort an den Rücken des Fürthers Torwarts, der den Ball zum 1:0 für Borussia Dortmund ins Tor lenkte.

Berlin, Berlin, Borussia fährt nach Berlin und wird im Mai gegen Gladbach oder Bayern München antreten. Und Jens Lehmann hatte Recht behalten mit seiner Prophezeiung in der 104. Minute: Dortmund erzielt noch ein Tor.

Autor: Marc

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4 Kommentare

  1. Da ist ein Fehler in der Überschrift… *hust*

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