Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

Wider den Erfolgswahn!

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Schwierig, schwierig, schwierig – das war meine erste Reaktion auf das Thema des aktuellen Webmaster Fridays.

Es geht um den Erfolg, genauer gesagt um Erfolge! Und da beginnt bereits das Dilemma. Was ist eigentlich Erfolg?

Wikipedia beschreibt Erfolg als “das Erreichen selbst gesetzter Ziele. … Bei Zielen kann es sich um eher sachliche Ziele wie zum Beispiel Einkommen oder um emotionale Ziele wie zum Beispiel Anerkennung handeln.”

Welche Bedeutung hat Erfolg für mich?

Ich habe festgestellt, dass Erfolg für mich in den vergangenen 41 Jahren meines Lebens unterschiedliche Dimensionen und unterschiedliche Bedeutung erlangt hat. Als Kind ist dir Erfolg größtenteils schnuppe. Klar ist es klasse, in der Schule erfolgreich zu sein.

Aber auch da stellt sich die Frage: was bedeutet das? Sind lauter Einsen auf dem Zeugnis und ein bravouröses Abitur gleichbedeutend mit Erfolg? Oder ist es bereits ein Erfolg, mit Zweien und Dreien das Abitur gebaut zu haben und einfach eine gute Zeit gehabt zu haben, ohne Mobbing und Leistungsdruck, der dich fast zerdrückt?

Im Berufsleben war es für mich ein Erfolg, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die erfolgreich abgeschlossene Lehre war ein weiterer Meilenstein und das erste “echte” vierstellige Gehalt – damals noch in Deutscher Mark ausgezahlt – hat mich auch glücklich gemacht. Aber war das ein Erfolg?

War es ein Erfolg, dass ich nach der Bundeswehrzeit einen Job in Düsseldorf bei einer genossenschaftlichen Zentralbank bekommen habe? Oder war das Glück? Erfolgreich war ich anschließend an der Bankakademie, die inzwischen Frankfurt School auf Finance heißt.

Nach dem Bankfachwirt habe ich weiter die Schulbank gedrückt und erst den Bankbetriebswirt und dann den Diplom-Bankbetriebswirt folgen lassen. Für mich war das vierjährige Studium neben dem Beruf in der Tat ein Erfolg, auf den ich stolz gewesen bin. Das harte Arbeiten hat sich ausgezahlt.

Beruflicher Erfolg ist nicht alles

Beruflicher Erfolg ist nicht unwichtig, darüber definiert sich für viele Menschen der Erfolg. Der Aufstieg vom Sachbearbeiter zum Teamleiter, das Übernehmen von mehr Verantwortung und das Überstehen von wilden beruflichen Stürmen und das Feiern von Erfolgen gehören auch dazu.

Je älter ich geworden bin, umso mehr ist das Private in den Vordergrund gerückt. Heirat, das erste Kind und dann das zweite Kind. Sind das Erfolge? Wer weiß das schon. Und meine eigenen Erfolge rücken dabei immer mehr in den Hintergrund, sind bisweilen unwichtig geworden.

Wichtiger sind die Erfolge, die in Gemeinschaft erlebt werden. Das Aufziehen der Kinder vom Kindergarten über die Grundschule bis hin zur weiterführenden Schule, das Etablieren einer Partnerschaft, die auf Vertrauen fußt und viele Jahre anhält. Der Einzug in das eigene Haus und und und. Das Materielle weicht immer mehr dem Immateriellen.

Auch als Läufer habe ich bereits einige Erfolge erreicht und werde sicherlich weitere folgen lassen. Nach mehreren Wettkämpfen über zehn Kilometer steht Anfang Juli mein erster Halbmarathon als Wettkampf auf dem Plan. Außerdem möchte ich bis Jahresende gern dreißig Kilometer am Stück laufen.

Erfolg im Blog? Hör´ bloß auf!

Wenn ich an mein Blog denke, bin ich entspannt geworden. Erfolg messe ich nicht mehr an Zugriffszahlen. Mein Blog macht mir Spaß und der Erfolg steht hinten an. Es muss nicht immer schneller, weiter, höher gehen. Diese Phase habe ich lange hinter mir gelassen.

Das bedeutet nicht, dass mir Bloggen unwichtig geworden ist, im Gegenteil. Aber möglichst viele Besucher und eine möglichst lange Aufenthaltsdauer im Blog ist mir inzwischen schnuppe. Es sind Kennzahlen und mehr nicht. Und weil mein Blog mein Hobby und nicht mein Beruf ist, ist das auch genau die richtige Einstellung.

tl;dr

Kurz zusammengefasst:

Erfolg ist mir nicht unwichtig. Erfolg ist aber nicht das Wichtigste. Zufriedenheit ist wichtig. Zufriedenheit mit seinem Leben und Zufriedenheit mit sich selbst.

Autor: Marc

Hallo, ich bin Marc. Schön, dass Du bei mir im Blog vorbeischaust. Hier mein Leben in weniger als 140 Zeichen: Passionierter Läufer, Bücherfreund, iPhone 12, ipad mini 2, Social Media, nur der BVB, Reiseblogger, Vater, (Ehe-) Mann, Chef. Ich bin übrigens auch bei Facebook, und Twitter zu finden.

3 Kommentare

  1. …gehören nicht Mißerfolge auch zu einem “erfolgreichem Leben”, und sollte ich (du) nicht daraus lernen?

    …wie aus Mißerfolg(en) einen Erfolg machen?

    …sind Erfolge nicht immer eine ganz individuelle Betrachtung (weil individuelle Ziele)?

    Erfolg im Blog? Öhm – sofern privat – ist es nicht mehr ein Hobby, und sollte so keinem #erfolgsdruck unterliegen (was Du schön skizziert hast)?

    …was wird wohl beim letzten Atemzug als Erfolg/erfolgreiches Leben vor dem geistigen Auge abgespult?

  2. Pingback: [Webmaster Friday]: Erfolg ist beschreib- aber nicht messbar » 2bier.de

  3. Um ehrlich zu sein, Erfolg in der Schule war mir immer schnuppe. Leider. Selbst in der Berufsschule hatte ich noch nicht kapiert, welche Chancen ich mit dieser Haltung verspielte. Das schlug sich in meinen Zeugnissen nieder. Wenn ich die mit denen meiner Frau vergleiche, schäme ich mich jetzt noch 🙂 Sie hätte locker zum Gymnasium gehen können, wollte das aber nicht. Ich habe erst spät begriffen, dass meine Faulheit und die Abneigung in Sachen Schule schön dumm war. Später habe ich in Erwägung gezogen, berufsbegleitend zu studieren. Dabei ist es aber geblieben. Mein Job war schon zu anspruchsvoll. Ich hätte mich damit wohl übernommen. Nun, ich habe immer meine Ausreden parat.

    Bei dir wirkt alles sehr straight, sehr geordnet. Ich bewundere das. Deine sportlichen Aktivitäten sind beachtlich. Ich kenne eine Reihe Leute, die über die Zeit richtig gute Läufer wurden. Delijo.de ist dir vielleicht ein Begriff?

    Mein Blog spielt in meinem Leben keine Rolle, wenn es um solche Fragen geht. Ich schreib zwar gern. Aber auf die Zahlen guck ich nicht mehr.

    LG Horst

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