Ein Ostwestfale im Rheinland

Das Leben jenseits des Rheins in mehr oder weniger weisen Worten.

Ich habe Flugangst – gehabt

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Als Kind bin ich mit meinen Eltern und meinem Bruder regelmäßig mit dem Flugzeug in den Urlaub geflogen.

Während andere Kinder aus der Nachbarschaft in Balkonien geurlaubt haben, Terrassien erkunden durften oder mit dem Auto an die deutsche See gefahren sind, bin ich von 1982 an jährlich ans spanische Mittelmeer nach Mallorca gereist. Vom Flughafen Hannover führte uns die Reise über Frankreich zu den Balearen. Fliegen war schön und etwas ganz Besonderes für mich.

29 Jahre später sitze ich Mittwoch morgens um halb acht am Flughafen Düsseldorf und das Schöne des Fliegens und das Abenteuerliche will sich mir nicht wirklich erschließen. Wo ist sie hin, die Unbekümmertheit unbeschwerter Kindertage? Wo ist sie hin, die Entdecker- und Abenteuerlust meiner Adoleszenz?

Denn ich habe Flugangst. Keine große Sache, wirklich nicht. Auch keine Flugangst in Form von Panikattacken, feuchten Händen und Angstzuständen. Eher diese latente Flugangst. Und mehr in Form von Kopfkino. Ich sehe mich im Flieger sitzen, der Pilot rollt den Airbus auf die Startposition, gibt vollen Schub – und hebt nicht ab, sondern donnert brennend in einen benachbarten Wald. Die Maschine brennt, Menschen schreien, es herrscht ein heilloses Durcheinander. Ich werde bewusstlos.

Krasse Vorstellung, ich weiß. Es ist nicht so, dass ich seit den Achtzigern nicht mehr geflogen bin. Im Gegenteil: Anfang der Neunziger ging es genauso nach Mallorca wie Mitte und Ende der Neunziger mit meiner damaligen Freundin und jetzigen Frau per Flugzeug nach Griechenland. Und nach der Jahrtausendwende war ich sogar in Kanada und 2009 erneut mit der ganzen Familie und meinen Eltern auf Mallorca. Fliegen vermeide ich also nicht wirklich. Und es macht ja auch Spaß. Und ist ein Erlebnis (das rede ich mir jetzt zumindest mantramäßig ein).

An besagtem Mittwoch morgen ging es dann also zu früher Stunde per S-Bahn zum Flughafen Düsseldorf. Dank Online-Check-In am Vortag auf der Homepage der Lufthansa war das Einchecken kein Problem und war im Nu erledigt. Nachdem ich noch eine halbe Stunde – mit Blick auf den A320-200 – auf das Boarding gewartet habe, ging es um 8:20 Uhr los.

Mein Arbeitskollege war so fuchsig, uns bereits am Vortag beim Online-Boarding der Lufthansa Gangplätze in Reihe 16 zu reservieren. Wie wertvoll diese Heldentat war, zeigte sich bei der Durchsage im Warteraum, die von einer voll besetzten Maschine berichtete. Kein Quetschen am Fenster, stattdessen Ausstrecken meiner nicht kurzen Beine Richtung Gang.

Hatte ich erwähnt, dass das mein erster Inlandsflug war? Nein? Ja, das war es. Die Flugzeit Düsseldorf – München wurde vom Kapitän um 8:50 Uhr mit 55 Minuten angegeben und dann ging es auch schon los in luftige Höhen. Schnell beschleunigte die Maschine auf Höchstgeschwindigkeit und schnellte die Startbahn entlang, um in kürzester Zeit abzuheben. Meine Hoffnung, während des Startvorgangs einen Blick auf mein Kleinenbroich zu erhaschen, wurde von den tief hängenden Wolken zerstört.

Als wir die Flughöhe erreicht hatten, verwöhnte uns eine blonde, gutaussehende – gibt es auch nicht gutaussehende? – Flugbegleiterin aka Stewardess mit einem Corny Schoko Müsliriegel, ehe mir ein Steward ein heißes koffeinhaltiges Getränk ohne Zucker kredenzte. Es war 9:15 Uhr und meine Flugangst nicht existent.

Und bevor der Flug richtig begonnen hatte, war er auch schon wieder vorüber. Gegen 9:50 Uhr landete die Maschine wohlbehalten auf der Landebahn des Münchener Franz-Josef-Strauss-Flughafens. Der Landeanflug war etwas holprig, löste aber nur Unbehagen und keine Panikattacken bei mir aus.

Nur die übrigen Passagiere schauten mich etwas verwundert an, als ich bei der Landung frenetisch applaudiert und dem Flugkapitän gehuldigt habe. So kannte ich das noch von damals in meiner Kindheit, aber anscheinend ist das nicht mehr üblich 😉

Autor: Marc

Hallo, ich bin Marc. Schön, dass Du bei mir im Blog vorbeischaust. Hier mein Leben in weniger als 140 Zeichen: Passionierter Läufer, Bücherfreund, iPhone 12, ipad mini 2, Social Media, nur der BVB, Reiseblogger, Vater, (Ehe-) Mann, Chef. Ich bin übrigens auch bei Facebook, und Twitter zu finden.

7 Kommentare

  1. öhm – nicht bei Inlandsflügen #Applaudieren

    Und ganz persönlich find ich ja, Inlandsflüge – auch in Ländern mit ähnlicher geografischer Ausdehnung wie Deutschland sollten verboten werden.

  2. Du gehörst auch zu den Flugzeugklatschern? Klatscht du dann auch beim Taxi Fahrer? Ich glaube das klatschen kommt noch aus einer Zeit vor unserer, als das fliegen noch “abenteuerlich” war und man froh war, wenn man überlebt hat…

  3. Finde das immer sehr lustig, wenn es nur einen gibt, der am klatschen ist. Das lockert die ganze Stimmung doch irgend wie auf.

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